...ein kühler Novemberabend im Jahr 1977, an dem ich, Sandra Wilcke, das Licht der Welt erblickte. Ich wuchs als (nicht verwöhntes) Einzelkind im ländlichen Bereich
- einem Vorort von Paderborn (Nordrhein-Westfalen/ Ostwestfalen-Lippe) - auf, besuchte die dort ansässige Grundschule und später ein Gymnasium in der Stadt. Schon als Kind interessierte ich mich
für die Natur und liebte alle Tiere, besonders aber die Eidechsen und Blindschleichen im elterlichen Garten sowie die Katzen, Pferde und Kälbchen auf dem benachbarten Bauernhof. Es war ein
beschauliches Dorfleben in sicherer Umgebung, wo man noch frei und unbeaufsichtigt (und sogar ohne Handy!) mit den Nachbarskindern und Schulfreunden draußen spielen konnte.
Nach dem Abitur tummelten sich zahlreiche Ideen zur Berufswahl vor meinem geistigen Auge: von der Grafik-Designerin über die Physiotherapeutin zur Tierärztin und Archäologin bis hin zur Fotografin (!) erstreckten sich die Vorstellungen. Ein Leben als Schauspielerin, Maskenbildnerin und Schriftstellerin oder vielleicht ein Psychologie-Studium klang ebenfalls sehr verlockend. Aber am Ende wurde es etwas "Handfestes" und genau das, was für mich seit dem ersten Tag meiner Grundschulzeit fest stand: Ich werde natürlich Lehrerin! Gesagt, getan!
Für genau 10,5 Jahre liebte ich diesen Job, denn es gibt für mich nichts Schöneres, als junge Menschen im Alter von ca. 10 bis 19 Jahren auf ihrem Weg durch Höhen und Tiefen ihres Erwachsenwerdens zu begleiten, ihnen mein Wissen, die nötige Sozialkompetenz und meine Ideale zu vermitteln und sie dabei zu unterstützen, selbstständige Mitglieder der Gesellschaft zu werden. Welch eine stets abwechslungsreiche und vertrauensvolle Herausforderung!
Doch leider gibt es auch in diesem Traumberuf eine Kehrseite der Medaille... Schleichend kamen immer mehr Frust und Müdigkeit auf, z.T. aufgrund des eigenen ("zu engagierten"?) Verhaltens, vor allem aber aufgrund der äußeren Zwänge und immer wieder neuen Richtlinien, die "von oben" diktiert wurden in einem kranken System mit mangelnder Bereitschaft der Regierung, in Bildung zu investieren. Schule hat eben keine Lobby! So wirkten sich mit der Zeit zahlreiche "Energie-Räuber" in der ohnehin schon wenigen Freizeit zerstörerisch auf das Privatleben mit Familie und Freunden sowie auf eigene (damals nicht mehr ausgeübte) Hobbies aus.
Mitte 2014 stand dann plötzlich ein knapp 2jähriger beruflicher Auslandsaufenthalt für meinen Mann in Brasilien an. Für diese Zeit ließ ich mich beurlauben und begleitete ihn frohen Mutes nach Brasilien. Gegen Ende dieser Zeit in Südamerika kam es zu einem kompletten Sinneswandel, denn ich hatte endlich wieder die Muße, im Sinne der Kreativität zu agieren und durch das emotionale Erleben meiner neuen Umwelt auch die übrigen Synapsen im Gehirn wieder wach zu rütteln. In diesen zwei Urlaubsjahren war ich dennoch nicht untätig, sondern habe fotografiert und mich in diesem Bereich auch fachlich weitergebildet, geschrieben, die Wochenenden draußen in der Natur verbracht und mich unter der Woche im Ehrenamt sozial engagiert. All das war sehr heilsam, und obwohl mir die Kinder/ Jugendlichen und Kollegen sehr fehlen, ist es nun vorbei mit dem Dasein als Gymnasiallehrerin und der hochgelobten "Sicherheit im Alter" einer Beamtin.
Auf zu neuen Ufern - solange es noch möglich ist! Aber eigentlich ist es ja nie zu spät das zu tun, was man liebt! Oder?! :-)
...oder wie ich zur Fotografie gelangte:
Schon als Kind besaß ich eine kleine analoge Pocket-Kamera, als Teenager dann meine erste Spiegelreflexkamera (analog). Im Sommer 2010 reiste ich zum ersten Mal nach Afrika, wo die faszinierende Tierwelt und alle anderen Eindrücke natürlich im Bild festgehalten werden mussten. Heraus kamen "schöne Fotos", aber irgendetwas fehlte. Um einige generelle Eigenschaften der Fotos zu verbessern, belegte ich in den Folgejahren mehrere Foto-Kurse, stieg von einer Bridge-Kamera auf meine erste APS-Kamera (Sony Alpha 55) um und widmete mich während meiner Schulferien der Reise-Fotografie. Nach und nach wurde das Repertoire an Objektiven, Blitzgeräten und Stativen etc. zu einer professionellen Ausrüstung erweitert. Inzwischen fotografiere ich im Vollformat mit der Sony Alpha 99 und der Sony A7 iii.
Die freie Zeit in Brasilien ermöglichte es mir, mein altes Hobby wiederaufleben zu lassen. Recht früh nach Ankunft in dem mir absolut fremden Land schloss ich mich einer Gruppe von Hobby- und Profi-Fotografen an, die an den Wochenenden Foto-Exkursionen in die Natur unternahmen und alle zwei Wochen dienstagabends Vorträge und Bildbesprechungen im städtischen Foto-Museum abhielten. Hier präsentierten mein Mann und ich wenig später auch unsere Bilder von der afrikanischen Flora und Fauna zum Thema "Impressions of Africa" (Namibia, Südafrika, Uganda), was bei den Brasilianern so viel Interesse weckte, dass dies etwa drei Monate danach sogar zu einer kleinen Foto-Ausstellung führte.
Zudem ergab sich für mich die Chance, in einem tollen Foto-Projekt in einem Altenheim für mittellose Männer mitzuarbeiten. Dies kam dadurch zustande, dass ein paar Frauen aus dem Foto-Club und ich eine Foto-Gruppe gründeten, die sich nur aus 8 weiblichen Mitgliedern zusammen setzte. Das Ziel war kein "feministisches Missionieren" und einzig und alleiniges Beleuchten von "Frauenthemen", sondern vielmehr einen "weiblichen Blickwinkel" auf das augenscheinlich "Unsichtbare" durch die Linse zu vermitteln. Dabei widmeten wir uns sozialen Themen sowie Menschen, die eigentlich nicht am Rande der Gesellschaft stehen sollten, aber oftmals - bewusst oder unbewusst - "übersehen" werden, so zum Beispiel die liebenswerten, alten Herren eines Seniorenheims. Die Foto-Shootings dort hatten gleichzeitig noch einen wunderbaren Nebeneffekt: Die Männer, die z.T. nichts und niemanden mehr haben, brachten uns nicht nur große Freude über das Fotografiert-werden entgegen, sondern entwickelten selbst ein gewisses Interesse an der Fotografie, an unserer Ausrüstung (im Vergleich zu "früher") sowie an den anschließenden Ergebnissen auf Foto-Papier! Natürlich wurden jedem der Herren die Abzüge geschenkt und auch eine Foto-Ausstellung in dem Heim veranstaltet. Es war rührend zu beobachten, wie unsere "Models" beim Anblick ihrer Porträts aufblühten und sich schlicht und ergreifend ebenfalls an der Tatsache, dass wir viel Zeit mit ihnen verbracht hatten, erfreuten!
Ferner arbeitete ich in Brasilien als Freiwillige und fotografierte Katzen und Hunde, die ausgesetzt, an Tierheime und/ oder Privatpersonen abgegeben wurden oder ihnen zugelaufen waren. Anhand der Fotos konnten sie an neue Besitzer vermittelt werden.
Weitere Projekte waren - zum Teil noch in Brasilien, zum Teil schon wieder zurück in Deutschland - die Ablichtungen einiger schwangeren Freundinnen bzw. ihrer Baby-Bäuche, Foto-Shootings während Einschulungsfeiern, Erstkommunionen und Hochzeiten sowie Familienfotos als schöne, persönliche Erinnerung.
Außerdem beschäftigte ich mich im Alltag und auf Reisen innerhalb Brasiliens mit der Straßenfotografie, d.h. dem "nicht gestellten" Einfangen von natürlichen Alltagssituationen und dem Straßenleben, u.a. zur Dokumentation über die Lebensweise in Brasilien. Denn hierbei besteht für mich die wichtigste und bestmögliche Chance, unterscheidliche kulturelle Gegebenheiten zu erleben, aktiv in sich aufzunehmen, selbst davon zu lernen und schließlich diese Eindrücke mit anderen zu teilen.
Neben der Fotografie spielt auch das Schreiben eine wichtige Rolle in meinem Leben. Als Kind schrieb ich bereits eine Geschichtensammlung für meine Puppenkinder und liebte es, als Hausaufgabe Aufsätze und hin und wieder Gedichte zu verfassen. Was nun in Brasilien als harmloses Blog-schreiben begann, um die lieben Daheimgebliebenen über das Alltagsgeschehen in der Ferne auf dem Laufenden zu halten, führte schließlich zu der Idee, Kinderbücher zu schreiben (die Vorarbeit ist getan, nun folgt die reelle Umsetzung), und auch weitere Texte zur Information - z.B. über persönliche Erfahrungen mit dem brasilianischen Lifestyle oder den dringend nötigen Schutz der Regenwälder - darzubieten.
Wenn man die Chance hat, für eine gewisse Zeit in Brasilien wohnen und dessen atemberaubend schöne Natur erleben zu dürfen, MUSS man selbstverständlich möglichst viele Eindrücke von Land, Leuten und Kultur in sich aufsaugen. Dabei verändert man viele seiner alteingesessenen Einstellungen und wird durch Perpektivwechsel unterschiedlichster Form bereichert. Neue Wahrnehmungen bezüglich Familienleben, Extreme zwischen Armut und Reichtum sowie das dringend nötige Umdenken in Bezug auf den Tier- und Umweltschutz haben mich dort sehr geprägt. Daher ist es mir ein großes Anliegen, diese Erlebnisse weiter zu geben und in Wort und Bild mit anderen zu teilen.
a) ...in Bezug auf die Umwelt:
Was empfindet man, wenn man z.B. vor einem ganzen Landstrich abgeholzten Regenwaldes steht? Die Lunge unseres Planeten ist stärker geschädigt denn eh und je. Wenn wir jetzt nicht handeln, werden wir nicht nur unsere Enkelkinder wegen der Konsequenzen unachtsamen Handelns gegenüber der Natur bedauern, denn wenn man ehrlich ist, erleben wir schon jetzt dessen unmittelbare Auswirkungen!
In Foto-Vorträgen, Ausstellungen, Berichten und anderen Publikationen möchte ich darüber aufklären, dass (und wie!) respektloses menschliches Verhalten unserer aller Lebensräume zerstört. Aussterbende Flora und Fauna, weltweite Naturkatastrophen und Klimawandel sind real und kein Konstrukt von Schwarzdenkern oder Verschwörungstheoretikern! Korrupte Regierungschefs amüsieren sich auf Kosten der verarmten Bevölkerung, und Bildungs- und Gesundheitswesen bleiben auf der Strecke, da sie keine Lobby haben. Die Menschlichkeit und gesellschaftliche Verpflichtungen gehen den Bach herunter! Eine Pandemie hat die Gesamtsituation auf unserem Planeten nicht wirklich verbessert!
Natürlich kann ich als Einzelne es nicht allein schaffen, die Welt wieder in Ordnung zu bringen! Den Anspruch habe ich gar nicht! Stattdessen möchte ich meine Mitmenschen für die Gegebenheiten sensibilisieren und zum Nachdenken anregen, denn jeder von uns kann seinen/ ihren kleinen persönlichen Beitrag leisten und viele simple Dinge lassen sich im Alltag umsetzten, z.B. der Kauf regionaler und saisonaler Produkte, den Verzicht auf Lebensmittel und Gegenstände, die Palmöl enthalten, energieeffizienter Umgang mit Elektrogeräten im Haushalt, Verzicht auf Produkte aus Tropenholz, weniger Fleisch verzehren, der Kleidungsindustrie auf den Zahn fühlen, fair gehandelter Produkte zu fairen Preisen kaufen, genmodifizierte Lebensmittel ablehnen, auf Elektro-Autos und erneuerbare Energien umsteigen (was sicherlich noch immer eine Kostenfrage darstellt...).
Der Umwelt, und nicht zuletzt sich selbst und seinen Mitmenschen zuliebe!!! Es ist noch nicht zu spät!
b) ...in Bezug auf die Gesellschaft:
Jung und Alt, Menschen mit oder ohne Behinderung, Homo- oder Heterosexualität, Leute unterschiedlicher kultureller (Migrations-) Hintergründe in der Nachbarschaft - all diese sozialen Faktoren einer modernen Gesellschaft können das Zusammenleben enorm bereichern. Es wäre schlimm, dies zu leugnen, die Menschen zu ignorieren oder zu diskriminieren und am Ende - bewusst oder unbewusst - gar zu vergessen! Lasst uns gemeinsam daran arbeiten, dass rechte Gesinnungen und populistische Stammtisch-Parolen weder in unserer Politik noch im persönlichen Umfeld aufflammen und das gemeinsame friedliche Miteinander verseuchen! Wir wissen bereits, wohin das einst führte und wieder führen kann!